Lehm, Lehmputz, Lehmbau? Lehm hat sich in unseren Breitengraden längst als moderner Baustoff etabliert und ist heute im Bauwesen kaum noch wegzudenken. Mehr noch - seine Ästhetik, seine raumklimatisch aktive, seine reinigende und entgiftende Wirkung sind einmalig. Lehm verleiht den Räumen eine natürlich-tiefe Schönheit und ein spürbar gesundes Klima, ist Ressourcen schonend, umweltfreundlich und für alte Gebäude der authentische Baustoff. Er ist ebenso schonend zu verarbeiten wie er Generationen später immer wieder verwendet werden kann. Sogar in der Kunst und in der Naturheilkunde findet er heute Verwendung. Seit 2013 ist Lehm auch DIN-genormt.

Lehmputze kann man fast überall einsetzen, wo es die Untergründe erlauben. In allen Wohnräumen, in Küchen, Badezimmern, Büro, im Gartenhaus, in der Vorratskammer, im trockenen Keller, im Kamin- und Ofenbau etc. Aber nicht immer ist Lehm sinnvoll, auch nicht immer praktikabel. Wir beraten Sie umfassend, aber ganz pragmatisch über Ihr Vorhaben in der Sanierung, im Neubau oder in der Gestaltung mit Lehm und darüber, welches Produkt für Ihre konkrete Anwendung richtig ist. Für die professionelle, wirtschaftliche Verarbeitung von Lehm nutzen wir unsere eigene Putzmaschine oder bei kleineren Flächen unsere flinken Hände - vom groben Unterputz bis zum farbigen Lehm-Designputz.
Rohstoff

Der Rohstoff Lehm

Lehm kommt aus der Erde, es ist allseits bekannt, dass er - vereinfacht gesagt - aus Ton, Schluff und Sand besteht. Seit etwa 30 Jahren hat sich Lehm in unseren Breitengraden nach und nach wieder als Baustoff etabliert und ist heute im Bauwesen, ja sogar in der Kunst und in der Naturheilkunde beliebt und kaum noch wegzudenken. Mehr noch - seine Ästhetik, seine raumklimatisch aktive, seine reinigende und entgiftende Wirkung werden hochgelobt. Seit Kurzem ist Lehm sogar DIN-genormt. Es ist eine Wissenschaft daraus entstanden; viele Handwerks- und Wohlfühlbetriebe mit kunstvollen Firmennamen haben sich auf Lehmbau spezialisiert, und es gibt auch eine Ausbildung für den Lehmbauer.

Dabei ist Lehm doch nichts Neues: Seit Jahrhunderten werden Behausungen aus Lehm gebaut - Beispiele dafür gibt es genug, man denke da nur an die aus Lehm gebauten Städte in Jemen oder an Paläste in Mali. Sie müssen zwar oft für fotographische Historien-Referenzen in Hochglanzprospekten oder unzähligen PowerPoint Präsentationen herhalten, zeugen aber von natürlichem Bauen, das wir uns heute mühsam zurückerkämpfen müssen.

Ich zeige Ihnen den Lehmbau in allen Varianten auf, nicht weil wir uns auf einer Modewelle wähnen, sondern weil er Ressourcen schonend, umweltfreundlich und für alte Gebäude der authentische Baustoff ist. Lehm verleiht den Räumen eine natürlich-tiefe Schönheit und ein spürbar gesundes Klima. Er ist ebenso schonend zu verarbeiten wie er auch Generationen später immer wieder verwendet werden kann.

Nicht immer ist Lehm sinnvoll, auch nicht immer praktikabel. Ich berate Sie umfassend, aber ganz pragmatisch über Ihr Vorhaben in der Sanierung, im Neubau oder in der Gestaltung mit Lehm. Möchten Sie die Palette an Lehmprodukten näher kennen lernen, können Sie einfach auf www.baunativ.de umschauen.

Auftrag von Lehmputz mit der Putzmaschine
'Karnickeldraht' als Putzträger
Lehmwickel im Fußboden
Leichtlehmsteine als Innendämmung
Putz

Design-Lehmputze

Zweifarbiger Lehmfeinputz
Zweifarbiger Design-Lehmoberputz

Für die ästhetische Feingestaltung von Lehmputzen gibt es farbige Lehmputze. Dabei handelt es sich um farblich abgestimmte Pulvermischungen mit Kornstärken bis max. 0,5 mm, die zum Feinputz angerührt lediglich 2 bis 3 mm dünn aufgetragen werden. Dies verlangt folglich eine gut vorbereitete Oberfläche. Die farbigen Dekorputze eignen sich optimal auf Lehmputzen, können aber auch auf andere mineralische Untergründe oder auf Gipskarton und glatte Gipsputze aufgetragen werden. Dafür ist dann das Vorgrundieren mit einer körnigen Silikatgrundierung (CLAYTEC Grundierung DIE GELBE) notwendig. Um möglichst homogene Resultate zu erzielen, ist Erfahrung notwendig. Die Wassermenge (nicht zuviel!), der Zeitpunkt und die Art des Abreibens, die Trocknung und das “frisch-in-frisch“ Arbeiten von durchgehenden Flächen sind entscheidend.

Zu den anbietenden Herstellern sei hier auf das nachfolgende Thema der Lehmfarben etc. verwiesen. Es gibt eine Reihe von Anbietern und Produkten; in den letzten Jahren sind auch zweifelhafte Plagiate mit auf PUR basierten Bindemitteln auf den Markt gekommen. Wichtig bei der Produktwahl ist die inhaltstoffliche - und anwendungstechnische Differenzierung. Für die Herstellung natürlicher Yosima Lehm-Designputz sind grundsätzlich keine synthetischen Bindemittel und Konservierungsstoffe notwendig!

Claytec Yosima Lehm-Designputz - als Beispiel hier erwähnt - ist ein Lehm-Feinputz System, basierend auf farbigen, reinen Tonerden und gemischtkörnigen Sanden. 140 verschiedene erdige Farbtöne - aufgeteilt in 7 Farbräume plus die Grundfarbtöne - stehen für die individuelle Gestaltung der Innenräume zur Verfügung. Das Material wird maximal 2 mm dünn aufgetragen. Mit verschiedenen natürlichen Zuschlagstoffen können ansprechende strukturierte Oberflächen erzielt werden.

Lehm-Designputze sind dauerhaft und langlebig, bedürfen aber pfleglicher Behandlung. Sie sollten nicht im Spritzwasserbereich und an stark strapazierten Oberflächen (z.B. Küche!) angewendet werden. Leichte farbliche Changierungen sind natürlich und auch bei bester Verarbeitung nicht vermeidbar, alleine schon durch das unterschiedlich einfallende Licht. Hohe Erwartungen an perfekte homogene Oberflächen müssen zu Gunsten natürlicher, lebendiger Räume mit besonderer Schönheit weichen.

Lehmfarben, -streichputze und Farben auf Lehm

Farbige Gestaltung von Wohnräumen

Zuerst werden hier zwei Punkte geklärt, die oft zu Missverständnissen führen: Sumpfkalk ist einfach nur gelöschter, gebrannter und anschließend im Wasser eingesumpfter Kalk. Sumpfzeiten gibt es von 6 oder sogar noch weniger Monaten bis 12 oder mehr Jahre! Er kann auf Lehmputz gestrichen werden, wobei einige Lagen (3 -4 oder mehr) dünn gestrichen notwendig sind. Das Resultat ist ein sehr offenporiger Anstrich, der aber unter Umständen nicht ganz abriebfrei ist, da kein Bindemittel vorhanden ist (dies ist der Kalk selbst). Sumpfkalkfarbe ist eine abriebfeste fertige Farbe auf Sumpfkalkbasis, die ein zusätzliches Bindemittel enthält (z.B. Methylzellulose) und ev. zusätzliche mineralische Stoffe, um einen abriebfesten Anstrich zu erzielen. Sie ist alkalisch (hoher PH-Wert) und kapillaraktiv, für Lehmputze sehr gut geeignet und erhält die Offenporigkeit und Struktur des Lehmputzes aufrecht!

Soll diese Feuchtesorptionskraft, die Offenporigkeit von Lehmputzen erhalten bleiben, kann man nur mit Farbprodukten arbeiten, die keine Kunststoff-, keine Dispersionsanteile beinhalten. Dies sind Kalkfarben und Lehmfarben /-streichputze. Silikatfarben, Dispersionsfarben, selbst Naturharzfarben haben auf Lehmputz streng genommen nichts verloren – sie verringern die Offenheit des Lehms, wenn z.T. auch nur gering. Dies gilt auch für Grundierungen. Ist eine solche notwendig, eignen sich Kaseingrundierungen am ehesten, dabei sollte der Lehmputz vorher angefeuchtet werden und die Grundierung genug verdünnt sein. Alternativ kann einfach mit der stark verdünnten Farbe (z.B. Sumpfkalkfarbe) vorgrundiert werden. Grundsätzlich ist immer zu beachten, dass bei Anstrichen auf Lehmputz nicht mit zu viel Bindemittel gearbeitet wird. Ansonsten sind Oberflächenspannungen zu erwarten mit später auftretenden Rissen oder Abplatzungen der Farbe. Genauso wichtig ist die Festigkeit des zu streichenden Lehms – er darf nicht absanden. Spätestens in diesem Punkt zeigen sich die Qualitätsunterschiede verschiedener Lehmprodukte. Für den Anstrichaufbau sollte man in der Regel mit drei Arbeitsgängen rechnen: Grundierungen und zwei Anstriche, bei Kalkkaseinfarben können es auch mal drei Anstriche werden, v.a. bei hellen Farbtönen. Kaseingebundene Kalkfarben haben einen Bindemittelanteil von bis zu 10%, manchmal auch mehr. Man sollte sie gut verdünnt streichen, damit man nicht Gefahr läuft, Schichten zu bilden und die körnige Lehmoberfläche zu “verkleistern“, was die Sorptionskraft des Lehmputzes auch wieder vermindert.

Lehmfarbe ist nicht gleich Lehmfarbe. Dies gilt auch für Lehmstreichputze. Viele Hersteller haben solche Produkte auf dem Markt, oft ist der wahre Lehm- oder Tonanteil verschwindend gering – Marmormehle und Kaolin ersetzen natürliche Tonerden, die Grenze zwischen Tonerde und Pigment ist geologisch gesehen verwischt. Und die Bindemittel verlassen dann schnell die Natur, Konservierungsmittel bei fertig angerührten Produkten müssen dann zwangsläufig hin zu kommen. Es ist ein Märchen, dass Lehmfarben und -streichputze ein gesundes Raumklima erzeugen und zum Feuchtigkeitsaustausch in einem Raum führen. Sie werden nur dünn gestrichen und können diese Leistung gar nicht erbringen. Aber sie sind offenporig, diffusionsoffen und strahlen die unvergleichliche Lehmoptik aus. Vertretbare Produkte liefern Claytec, Kreidezeit, Conluto, Lesando, eiwa, Lehm Discount (Rapido). Um genau differenzieren zu können, ist ein präzises Lesen der technischen Merkblätter unbedingt notwendig. Als Vorreiter der salonfähigen Lehmanstrichstoffe wird hier nur auf ein Produkt eingegangen:

CLAYFIX Lehm-Anstrich oder Lehm direkt Lehmfarbe sind wasserlösliche Farben auf Basis von farbigen Lehmen und Tonen, Talkum und Kreide. Für die zusätzliche Klebekraft sind Gummi-Arabicum und geringe Mengen an Methylcellulose beigemischt. Mit ihnen können nicht nur feine Lehmputz-Oberflächen gestrichen werden, es eignen sich auch Untergründe wie Kalk- / Zementputze, mineralische Altputze, Beton, Gipskarton, Gipsputze oder Papier- und Glasgewebetapeten. Um regelmäßige, farblich homogene und gut haftende Anstriche zu erhalten, ist die entsprechende Vorbereitung des Untergrundes wichtig. Streichputz hat eine feine Körnung bis 0,5 mm, Lehmfarbe ist glatt. Beide Produkte werden mit der Bürste aufgetragen. Es stehen 12 verschiedene Farbtöne zur Verfügung, die mit den Yosima-Farben korrespondieren.

Lehmfarben und -streichputze sollten nicht im Spritzwasserbereich verwendet werden. In Küchen und Badezimmern machen Sie nur oberhalb der Nutzungsflächen Sinn, wenn überhaupt. Generell sind sie auf strapazierten Wänden weniger zu empfehlen aufgrund ihrer Wasserempfindlichkeit. Bei einem späteren Überstreichen ist deshalb Vorsicht geboten, die Altanstriche müssen unter Umständen mit einer Grundierung nochmals fixiert werden.

Lehmputze natur

Lehmputz natur außen

Um den raumklimatischen “Lehmeffekt“ zu genießen, ist genug Lehmmasse an den Wänden notwendig - eine Putzstärke von 1,5 bis 2 cm ist durchaus angebracht. Dabei geht es nicht nur um Diffusionsoffenheit und Atmungsaktivität (eigentlich ein Unwort), sondern um die kapillaraktive Wirkung von Lehm, um die Fähigkeit des Materials, Wasser weiter zu transportieren (in eine trockenere Schicht), was das Anreichern von Feuchtigkeit an der Oberfläche verhindert und somit Schimmelbildung vorbeugt. Das große Kapillarsystem von Lehm sorbiert nicht nur Wasser, sondern auch Gase, Dämpfe, Staub und Gerüche und ist damit regenerationsfähig. Diese Eigenschaft (die sog. intrakristalline Reaktivität) ist nicht einfach plakativ daher gesagt, sondern hat ihren physikalischen Ursprung in der Struktur des Tons, der Tonmineralien, die in Form von Plättchen zwei- oder dreischichtig sehr große Oberflächen bilden, quellfähig und dadurch in der Lage sind, Wasser und andere Stoffe in Ihre Zwischenräume einzulagern. Dies führt v.a. bei den Dreischichttonmineralien zu hoher Luftfeuchte-Absorptionsfähigkeit und hoher Bindekraft.

Der klassische Putzaufbau besteht aus einer Lage Lehm-Unterputz plus eine Lage Oberputz oder Feinputz. Lehmputze aus natürlichem Grubenlehm können auf verschiedene Untergründe aufgetragen werden. Da Lehmputze nur mechanisch haften, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein, allenfalls muss ein Putzträger auf den Untergrund gebracht werden. Dafür eignen sich Schilfrohrgewebe (ST 70, Hiss Reet) für die traditionelle Variante oder Rabitz-Konstruktionen (genug weitmaschig!). Auf glatten oder saugschwachen Untergründen wird Claytec-Grundierung “Die Rote“ aufgetragen. Dies ermöglicht Lehmputz auch auf modernen Oberflächen wie Gipsplatten (hier nur dünnlagig), Gipsputzen oder glattem Beton. Andere körnige Silikatgrundierungen oder zementöse Haftbrücken sind auf glatten und saugschwachen Untergründen auch einsetzbar für anschließende Lehmputze. Hier seien die Produkte von Conluto, Rajasil, Gräfix, Haga, ProCrea erwähnt. Auch einige Farbenhersteller haben körnige Silikatgrundierungen im Programm (Auro, Beeck, Haga etc.). Lehmputze gibt es mit organischen Bestandteilen und ohne. Stroh- oder Flachsfasern sind zur Armierung und Abmagerung des Putzes beigemischt. Hier ist auf eine konsequente Trocknung der frisch geputzten Räume zu achten. In feuchtegefährdeten Räumen oder für besonders umweltsensible Menschen gibt es Lehmputze ohne zusätzliche Fasern. Die Diskussion, ob mit oder ohne zusätzliche Fasern geputzt werden soll, oft zu ideologischer Auseinandersetzung hochstilisiert, ist müßig – es muss individuell für jedes Vorhaben geklärt werden, welcher Putz der richtige ist.

Putzträger Schilfrohrgewebe

Schilfrohrgewebe ST 70 als klassischer Putzträger
Putzträgergewebe im Deckenbereich

Einfaches Schilfrohrgewebe ST 70 ist der klassische Putzträger für Lehmputze an Decken und Wänden im Innenbereich, für Kalkputze auch im Außenbereich. Die Bezeichnung bedeutet 70 Schilfhalme je Laufmeter, also immer mit einem Abstand zwischen den einzelnen Halmen, den es braucht, um den Lehmputz durch das Schilfrohrgewebe auf den Untergrund drücken zu können. Die Halme sind maschinell auf einen Basisdraht aufgelegt und an diesen mit einem dünneren Draht angebunden. Sichtschutzmatten aus dem Gartenmarkt eignen sich nicht als Putzträger, da die Halme zu eng aneinander liegen. Früher wurde das Schilf mit Nägeln (Dachpappnägel) auf dem Holz befestigt, heute werden meistens Elektro- oder Drucklufttacker für die Klammerung verwendet. Dabei ist darauf zu achten, dass das Gewebe nach Befestigung nicht mehr federt und fest am Untergrund anliegt.

Auch viele Jahre bewährt, aber in der einschlägigen Literatur kaum noch erwähnt, haben sich Schilfrohrplatten als dickere Putzträger und Wärmedämmplatten im Innenbereich, selbst für Trockenbaukonstruktionen oder Schrägdachdämmungen sind sie einsetzbar. Sie gibt es in Stärken von 20 mm bis 120 mm und werden an der Wand in ein Mörtelbett aus plastischem Lehm gedrückt. Um einen sicheren Kontaktschluss mit dem Mörtelbett zu erreichen, müssen sie zusätzlich mit Schrauben und Dübeltellern befestigt werden. Anschließend verputzt man sie mindestens zweilagig mit Lehm. Diese traditionelle Bauweise erfordert viel Zeit und Geduld - das Schneiden der Platten gestaltet sich nicht einfach und das Bilden der Anschlüsse an unförmige Bauteile ist aufwändig. Aber man erreicht damit eine sehr diffusionsoffene Konstruktion, die eine kapillare Leitung zum Raum hin kaum zulässt. Schilf ist ein jährlich nachwachsender Rohstoff und in allen Erdteilen zu finden.

Wand

Lehmsteine

Wand aus Lehmsteinen

Heutige moderne Lehmsteine ergänzen oder ersetzen historische Lehmbaustoffe, da sie die gleichen Eigenschaften besitzen. Sie haben nicht nur eine hohe kapillare Leitfähigkeit und ein hohes Wärmespeichervermögen, sondern konservieren aufgrund ihres geringen Feuchtegehaltes Holz sehr gut. Basismaterial von Lehmsteinen ist meist aufbereiteter Baulehm. Je nach Art und Verwendung kommen Zuschlagstoffe hinzu wie natürliche Gesteinskörnungen, Stroh, zerkleinertes Holz, Hanfschäben, Ziegelsplitt, Blähton, Blähglas, Schiefer, Bims oder auch Tierhaare. In der Herstellung gibt es zwei Haupt-Verfahren: Die formgepressten Lehmsteine: Sie werden in eine Form gepresst oder gestampft. Die stranggepressten: Sie werden von einem durch ein Mundstück gepressten Strang abgeschnitten. Nach dem Pressen werden die Steine getrocknet - entweder auf natürlichem Wege oder mit Hilfe von Trocknungsöfen im beschleunigten Verfahren. Eine dritte Variante, die formgeschlagenen, sind eher selten auf dem Markt zu finden. Bei diesem Herstellungsverfahren wird der Lehm in eine Form geworfen oder eingerüttelt, ohne dass hinterher weiter verdichtet wird. Der unter dem Begriff “Grünling“ bekannte Lehmstein war ursprünglich für die Ziegelproduktion vorgesehen, blieb aber ungebrannt und wurde direkt so verwendet. Er ist stranggepresst und extrem wasserempfindlich.

Lehmsteine sind vielfältig einsetzbar. Sie stehen für die Reparatur und die Neuausfachung von Fachwerk zur Verfügung. Dabei sind unbedingt die Anwendungsklassen aus DIN 18945 (s. weiter unten) zu beachten. Ebenso kann mit Lehmsteinen tragendes oder nichttragendes Mauerwerk errichtet werden. Auch eine Innendämmung mit Leichtlehmsteinen ist als Vorsatzschale oft sinnvoll, v.a. dann, wenn keine langanhaltenden Trockenzeiten zur Verfügung stehen und möglichst viel Lehmmasse gewünscht ist. Mit der Stapeltechnik können wärmespeichernde Innenschalen und Wandfüllungen errichtet werden. Als Alternative zu Estrichbeton oder Gartenplatten auf Balkendecken sind sie im Deckenaufbau ideal, wenn Masse gebraucht wird. Hier eignen sich besonders Grünlinge. Ein neuartiger Bodenaufbau im nicht unterkellerten Erdbereich ist mit Lehmsteinen ebenso realisierbar: Schaumglasschotter (z.B. von Glapor, Schlüsselbauer Geomaterials) wird als kapillarbrechende Schicht auf ein in der Baugrube verlegtes Geotextil eingebracht, verdichtet und mit Lehmpulver egalisiert. Darauf folgen zwei Lagen Grünlinge, die wiederum mit Baulehm abgekehrt werden. Nun kann mit Holzweichfaserplatten der weitere Aufbau erfolgen und so ein sehr guter U-Wert erzielt werden.

Lehmsteine wurden bisher nur grob differenziert in Leichtlehmsteine, Lehmsteine oder Grünlinge. Die Renaissance des Lehms hatte in den letzten Jahren eine größere Vielfalt, unterschiedlichste Formate und Arten von Lehmsteinen der verschiedensten Hersteller zur Folge. Daher drängte sich eine Normierung der Steine auf, um Planern, Gesetzgebern und Handwerkern eine Orientierung zu geben. Seit kurzer Zeit werden die Steine nun nach DIN 18945 in verschiedene Anwendungsklassen eingestuft. Sie geben alle Anforderungen an Lehmsteine der entsprechenden Anwendung vor - von der Zusammensetzung über Geometrie, Rohdichten, Lochung und Druckfestigkeit bis zur Oberflächenbeschaffenheit. Das ausführliche Regelwerk in DIN 18945 erscheint für Lehm erstmal ungewohnt und kann kleine Hersteller in “Erklärungsnot“ bringen. Aber letztendlich gibt die DIN dem Baustoff Lehm endlich die Anerkennung als etablierter Baustoff, die er längst verdient hat und grenzt die Improvisation mit Selbstmischungen in einem gesunden Maße ein.

Fachwerk

Lehmfachwerk im Bestand
Alter Fachwerkfußboden

Historische Ausfachungen mit Lehmsteinen hatten eine übliche Rohdichte von 1400 – 1800 kg/m³. Die Mischungen mit Stroh wurden oft eigens für die Steine hergestellt. Im heutigen Lehmbau ist bei der Ausfachung von Fachwerk mit Lehmsteinen die Beanspruchung der entsprechenden Wand zu berücksichtigen. Für bewitterte und demnach Schlagregen ausgesetzte Mauern gelten nach DIN 18945 besonders hohe Anforderungen an einen Lehmstein. Der klassische Stein für die Ausfachung von Fachwerk ist der Leichtlehmstein NF 1200. Der Vorteil dieses eher kleinformatigen Steins liegt in der sich ergebenden größeren Fugenanzahl, was die Haftung für den späteren Putz begünstigt. Es kann auch mit einem Leichtlehmstein 2DF 700 oder NF 800 ausgefacht werden, je nach Beanspruchung. Die Entscheidung über den richtigen Stein darf nicht zu leichtsinnig getroffen werden (s. oben, Anwendungsklassen) - es sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass der schwerere Stein dem Druck besser Stand hält, der von den Fachwerkbalken durch das natürliche Arbeiten auf das Gefache ausgeübt wird. Entscheidend könnte dies bei neuem Fachwerk sein, wo das Holz durch natürliches Arbeiten das ganze Fachwerk noch lange Zeit in Bewegung halten kann. Beim Ausfachen alter Gefache mit Lehmsteinen prallen oft die realistische Beschaffenheit des Holzes (keine scharfkantigen, rechteckigen Querschnitte, unterschiedliche Dicken, tiefe Riefen, verdrehte Hölzer etc.) mit den neuartigen Ansprüchen an wind- und luftdichtes Bauen aufeinander. Auch mit aufwändigen Detaillösungen für die Schlagregendichtung und bester Ausführung (keine Gummibänder verwenden!) sind Undichtigkeiten zwischen Balken und Ausmauerung kaum zu vermeiden. Schlagregensicherheit ist nur durch einen vollflächigen, handwerklich gut ausgeführten Außenputz zu realisieren, Wind- und Luftdichtung nur durch innen durchgehende Schichten (z.B. Innenputz). Alles andere erweist sich immer wieder als Illusion.

Fachwerkwände im Bestand finden sich auch heute noch in alter Technik als Stakung mit Flechtwerk und Strohlehm ausgefacht. Staken sind Langhölzer in Form von Latten, z.T. auch nur einfache Knüppel, die parallel oder in Fächerform vertikal zwischen die Fachwerkriegel geklemmt sind - in zuvor eingebeilte Nuten. Das Flechtwerk in Form von Weiden- oder Haselruten ist horizontal um die Staken geflochten. Das ganze wird dann mit Strohlehm ausgefüllt. Ob das Gefache nur repariert oder neu gebaut werden muss - diese Technik nach historischem Vorbild ist hauptsächlich im Bestand sinnvoll. Gut und stabil erhaltene Staken-Flechtwerk-Gefache müssen bei der Sanierung nicht zwangsläufig entfernt werden. Von der Stakentechnik zu den Wickelstaken gibt es fließende Übergänge. Wickelstaken sind Latten oder Knüppel, die vor Einbau mit Strohlehmsträngen umwickelt und dann flächendeckend aneinander geklemmt werden. Weiter, geografisch lokal bedingte Techniken wie das Ausmauern mit Feldsteinen und Lehm ist heute auch noch anzutreffen.

Außenputz am Fachwerk:

Sichtfachwerk oder vollflächig verputzen - für diese Entscheidung sind verschiedene Faktoren von Belang wie z.B. lokale Bautradition, überregional, denkmalschützerische Bedeutung, Lage des Gebäudes, der Fassade (geschützt oder der Witterung ausgesetzt), Zustand der Substanz, durchschnittliche jährliche Schlagregenmenge, Austrocknungspotential, Anspruch an Beständigkeit etc. etc. Verputze von Sichtfachwerk, v.a. in stark beanspruchten Lagen, bedurften seit jeher regelmäßiger Pflege - die Zeit dafür hat man sich früher auch genommen. Die heutigen Ansprüche verlangen ein Optimum an Beständig- und Langlebigkeit, Schadensfreiheit, ästhetischem - und technischem Höchststand und geringe Kosten. Dabei wird leicht vergessen, dass dieses Optimum nicht erreichbar ist. Sichtfachwerk im bewitterten Bereich ist nur begrenzt beständig, auch wenn es handwerklich bestens und nach sog. “Stand der Technik“ ausgeführt wird. Um der Problematik von Schlagregeneinfall / Austrocknung zu entgehen, ist ein vollflächiges Verputzen oder ein Verschalen oft sinnvoller. Auf jeden Fall muss diese Entscheidung örtlich für jedes Vorhaben individuell getroffen werden.

Werden Lehmgefache verputzt, sollte man auf weiche, elastische Kalke setzen, wie Sumpfkalk, Luftkalk. Hydraulische Kalke oder hydraulische Zusätze sowie zementgebundene Putze bilden eine zu harte Schale auf dem Lehm. Wichtig sind auch die Zusätze in einem Kalkputz - Gesteinskörnungen, grobe Sande und Tierhaare. Der Lehmuntergrund sollte eine griffige, rauhe Oberfläche aufweisen - so z.B. die Fugen von Lehmmauerwerk, aufgerauhter Strohlem. Wenn Lehmputz vorher zum Ausgleich aufgetragen wird, gibt man ihm am besten noch in feuchtem Zustand eine rauhe Oberflächenstruktur (mit der Kelle Ritzen oder einfach mit den Fingern Löcher hineindrücken). Der Untergrund muss vor dem weiteren Putzaufbau komplett durchgetrocknet sein. Damit der Kalkputz nicht aufbrennt, werden die Lehmgefache direkt vor dem Verputzen ausreichlich vorgenässt. Man geht am besten gefacheweise vor, damit der vorgenäßte Lehm nicht wieder eintrocknet, ehe man mit dem Verputzen beginnt. Als Untergrundvorbehandlung kann eine Schlämme aus Kalk und Sand (genug Bindemittel verwenden!) in den Lehm eingerieben werden, mit einer harten Fassadenbürste oder mit Reibebrett. Fertige Luftkalkputze liefern z.B. die Hersteller gräfix, Rajasil; Sumpfkalk für das Herstellen von Sumpfkalkputzen die Holzkalkbrennerei Körndl. Baustellenmischungen bedürfen einer großen Erfahrung, sie können aber mit lokal verfügbaren Materialien nach historischem Vorbild hergestellt werden. Der Aufbau bei normaler Bewitterung besteht in der Regel aus 2 Lagen, gesamt 1,5 cm dick. Auf geschützte Fassaden kann auch ein Dünnlagenputz bis 5 mm Stärke ausreichen.

Beim vollflächigen Verputzen von Fachwerk kommt oft die Entkopplung von Holz und Putz ins Spiel in Form von Pappen und Vliesen, damit Holzverformungen nicht zu Putzrissen führen. Bei falscher oder zu gut gemeinter Anwendung kann dies auch zu Schäden (Kondenswasser bei nicht diffusionsoffenen Materialien) führen. Meistens ist diese Maßnahme nicht notwendig, v.a. dann nicht, wenn man mit Tierhaaren oder anderen Fasern armierten Putz verwendet. Die Fassade wird vollflächig mit einem Putzträger versehen (nicht zu verwechseln mit Putzarmierungsgewebe aus Glasfaser, Flachs oder Jute!). Hierfür eignen sich das seit langer Zeit bewährte Schilfrohrgewebe ST 70 oder neuartiges Edelstahlgewebe, das für extrem bewitterte Fassaden sehr zu empfehlen ist. Bei der Befestigung dieser Putzträger ist unbedingt darauf zu achten, dass sie nur auf den Gefachen (mit rostfreien Schrauben) und nicht auf den Balken befestigt werden, um keine Spannungen in den Putz durch das Arbeiten des Holzes zu provozieren. Die Putzträger müssen weitmaschig genug sein, um eine gute Verbindung zwischen Putz und Mauerwerk zu erreichen. Rippen-Streckmetall z.B. eignet sich dafür nicht, weil es zu dicht ist und den Putz nicht durchdringen lässt.

Nur Lehmputz außen? Fachwerk - sichtbar oder nicht - nur mit Lehm zu verputzen, ist in geschützten Bereichen möglich. Es darf nicht von Regen und Schnee erreicht werden können, d.h. es benötigt einen großen, tief hinunter reichenden Dachvorsprung oder einen anderweitigen Schutz (Nachbargebäude o.ä.). Dies erklärt sich von selbst, da der Lehm langfristig vom Regen ausgewaschen wird.

Trockenbau

WDVS mit Holzfaserplatten

Trockenbau ist mit reinen Lehmprodukten oder mit Lehm in Kombination mit Holzweichfaser- oder Heraklithplatten möglich, was ideale Kombinationen sind.

Die Lehmbauplatte ist Lehmputz und Bauplatte in Einem. Sie kann für Zwischenwände oder Vorsatzschalen auf ein Ständerwerk geschraubt, für abgehängte Decken oder als Verkleidung im Dachgeschossausbau verwendet werden. Beton-, OSB-, Gipskarton- oder andere glatte Oberflächen können mit dünneren Lehmbauplatten befestigt werden (mit Lehmkleber). Lehmbauplatten verputzt mit Lehm-Feinputz ergeben eine fertige Lehmoberfläche. Sie weisen gute Schalldämmeigenschaften auf und ersparen lange Trocknungszeiten.

Eine Alternative zu Lehmbauplatten sind Magnesit gebundene Holzwolle-Leichtbauplatten, bekannt auch unter dem Namen Heraklithplatten. Sie können wie Lehmbauplatten verwendet, müssen aber hinterher mit Lehm-Unterputz etwas dicker verputzt werden, ehe man mit Feinputz die Abschlussoberfläche macht. HWL-Platten erreichen nebst guten Schall- auch gute Dämmwerte.

Seit gut 10 Jahren kommen zunehmend mit Lehm verputzbare Holzweichfaserplatten im Trockenbau zum Einsatz - parallel zum wachsenden Markt im Holzrahmenbau. Lehm und Holz kombiniert bieten sowohl gute Dämmeigenschaften, ein Reservoir für die Wärmespeicherung und große Sorptionsfähigkeit. Als Innendämmung wurden Holzweichfaserplatten v.a. von der Firma CLAYTEC etabliert (HFD Innendämmplatte); heute bietet jeder Holzfaserplatten-Hersteller verputzbare Platten an. Mit einem Lehmkleber als Haftbrücke versehen, können sie mit verschiedenen Arten von Lehmputzen verputzt werden. Dank ihres geringen Gewichtes sind sie praktisch unbegrenzt im Hausbau einsetzbar – im Innen- und im Außenbereich (WDVS). Schnelle Montage und kurze Trockenzeiten, viele Möglichkeiten der Eigenleistung stehen Holzweichfaserplatten mit Lehm kombiniert nicht im Widerspruch zu guten baubiologischen Lösungen.

Wandheizung

Heizrohre vor dem Verputzen
Dünnschichtwandheizung

Lehmputz auf Wandheizung ist baubiologisch eine ideale Kombination und zeichnet sich durch einen hohen Strahlungswärmeanteil aus. Durch das Wärmespeichervermögen des Lehms wärmt sich die verputzte Wand auf und strahlt die Wärme in den Raum ab. Es entsteht keine Konvektion. Die Trägheit der Wandheizung und die Eigenschaften des Lehms gewährleisten eine konstante Temperatur ohne Schwankungen sowohl an der Wandoberfläche wie auch im Raum, und damit ein optimales Behaglichkeitsgefühl in den Wohnräumen. Beim Verarbeiten von Lehmputzen auf selbstverlegte Heizungsschläuche wie z.B. das WEM Klimarohrsystem ist auf den Untergrund ein spezielles Augenmerk zu richten, da die Putzstärken höher sind als üblich und die Griffigkeit gewährleistet sein muss - hier sind Arbeitsproben unumgänglich. Werden Heizungsschläuche auf Innendämmplatten (vorzugsweise Holzweichfaserplatten) montiert, ist es sinnvoll, die Platten vorher mit einer Lage Lehmklebemörtel zu versehen (mit Zahnspachtel aufgetragen), um dem anschließenden Lehmputz-Aufbau genügend Haftung zu geben. Verputzt wird dann in mehreren Lagen mit einer vollflächigen Gewebearmierung im oberen Drittel des Putzquerschnittes. Produkte der Firmen Claytec, Conluto, Pro Crea, Lesando sind einsetzbar. Hier erweisen sich Lehmprodukte auf Dreischichttonmineralien basiertem Baulehm als unumgänglich. Kaolinittonminerale (Zweischichttonminerale) haben für diesen Zweck eine zu niedrige Bindekraft. Bei der Verarbeitung von Lehmputzen auf Heizungsschläuche ist zu beachten, dass die Wandheizung während des Verputzens langsam hochgeheizt werden sollte um spätere Rissbildung durch Ausdehnung der Rohre zu vermeiden. Dies bedeutet eine entsprechende Bauplanung.

Um die Selbstbauweise mit Heizschläuchen zu umgehen, können auch fertige Lehmbauelemente mit integrierter Wandheizung im Trockenbauverfahren montiert werden - sie werden quasi aneinandergesteckt, und man hat anschließend eine fertig verputzbare Wand, auf der in der Regel eine dünne Lage Lehm-Feinputz ausreicht. Zu erwähnen sind hier die Hypothermal-Lehmwandheizung, Lehmbauplatten-Elemente, die entsprechend der historischen Hypokaustenheizung Hohlkammern aufweisen zur Führung erwärmter Luft. Die Elemente werden einfach mit Lehmklebemörtel verbunden und oben und unten mit U-Schalen zur Verbindung von Vor- und Rücklauf versehen. Ein anderes fertiges Lehmplatten-Element ist das WEM-Klimaelement. Die 2,5 cm starke Lehmbauplatte beinhaltet Kunststoff-Metall-Verbundrohre zur Aufnahme von Warmwasser und dient als Heizelement für Vorsatzschalen. Die Maximalabstände der Unterkonstruktion sind unbedingt zu beachten. Die Oberfläche der Platte ist glasfaserkaschiert und direkt mit Lehm verputzbar.

Stampflehm

Im Orient, in Afrika, auf der Arabischen Halbinsel kennt man Stampflehm schon seit vorrömischer Zeit, in Deutschland seit der römischen Besiedlung. Lehm, Sand und Schotter wurden in Lagen von 10 - 15 cm in eine druckfeste Schalung gebracht und verdichtet - eben gestampft. So entstanden tragende und stabile Mauern. Noch heute kennt man in diesen heißen Gebieten die stabilen Lehmhäuser, die vor extremer Hitze schützen. Das Material war vor Ort verfügbar und konnte ohne großen Primärenergieaufwand verbaut werden. Entsprechend waren die Materialzusammensetzungen je nach geographischer Lage unterschiedlich.

Der Einsatz gebrannter Ziegelsteine verdrängte die Stampflehmtechnik in neuerer Zeit. Erst vor ca. 200 Jahren hat man die Vorteile des Stampflehms wiederentdeckt - in Europa zeugen heute noch viele Bauten von der Besinnung auf lokal vorhandene Baustoffe wie Lehm und Kies. Durch die Renaissance des Lehmbaus in unseren Breitengraden ist Stampflehm heute vor allem ein ästhetisches Gestaltungs- und Designmittel der Architektur geworden - für Mauern und Fußböden. Brauner Grubenlehm wird mit farbigen Ton- und Lehmerden gemischt und verleiht Stampflehmelementen eine archaische aber sehr lebendige Wirkung. Kombiniert mit modernen Materialien wie Glas, Beton, Stahl entsteht eine Architektur mit besonderer Ausdruckskraft.

Doch Stampflehmwände können auch als idealer Wärmespeicher (Innenwände) und als eigentlich tragendes Mauerwerk errichtet werden. Sie werden ab einer Dicke von ca. 25 cm nach den “Lehmbau Regeln“ des Dachverband Lehm e.V. bemessen. Die statischen Voraussetzungen und die fachlich richtige Ausführung sind Bedingung. Die Qualität der verwendeten Mischung (wie wird diese überprüft?), die Konstruktion der Schalung (wie wird sie fixiert, verankert? - sie muss einem Druck von bis zu 60 kN/m² aushalten), das Verdichten (gestampft wird heutzutage selten noch mit den Füßen, sondern maschinell), das Schwindmaß, die Nachbearbeitung - wichtige Einzelkriterien, die viel Erfahrung beim Ausführenden voraussetzen und die Erstellungskosten in die Höhe treiben lassen.

Um diese Details nicht unter erschwerten Verhältnissen auf der Baustelle umsetzen zu müssen, stehen heute in der Halle vorgefertigte Stampflehmfertigteile zur Verfügung. Deren Schichtung ist von Element zu Element gleichmäßig - Überraschungen wie Risse oder Abplatzungen nach dem Entfernen der Schalung bleiben aus. Ob diese perfekt ausgearbeiteten Fertigteile oder Stampflehmwände mit Überraschungen “live“ auf der Baustelle gefertigt schöner sind, muss jeder Bauherr selber entscheiden.

Stampflehmfußböden werden erst in allerneuester Zeit in Wohnräumen eingesetzt. Traditionell wurden sie früher in Ställen, Scheunen oder anderen Nebengebäuden eingebaut. Der Aufbau erfolgt in zwei bis drei Schichten, unten eine grobkörnigere, oben feinkörnigere Mischungen. Da Stampflehm keine kapillarbrechende Wirkung hat, ist dies beim Aufbau zu beachten – entsprechend sind Sperrschichten einzubauen. Je nach Untergrund liegt die Aufbauhöhe bei 10 bis 20 cm oder mehr. Bei labilem Unterboden muss der Stampflehmfußboden als aussteifendes Element entsprechend dick gebaut werden. Auch hier sind wie bei Stampflehmwänden das Schwinden des Materials und eventuelle Nacharbeiten zu beachten. Als Endbehandlung können Stampflehmfußböden je nach Strapazierung geölt und / oder gewachst oder in mehrfach wiederholten Arbeitsgängen mit Marseiller Seife “eingerieben“ werden.

Dämmung

Das steigende Bewusstsein über die begrenzte Verfügbarkeit von Rohstoffen, das Schwinden von Ressourcen und der weltweit steigende CO²-Ausstoß haben in den letzten 15 Jahren die Entwicklung von modernen Dämmstoffen, neuartigen Heizsystemen und entsprechenden Gesetzesanpassungen stark beschleunigt. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) bündelt in Deutschland Anforderungen an den Energiehaushalt eines Gebäudes, ob Reihenhäuschen oder Industriekomplex. Dass die Erfüllung der EnEV auch mit Lehm- oder Lehmmischprodukten möglich ist, geht heutzutage leicht vergessen. Oft als aufwändige historische Bauweisen abgetan, haben Dämmsysteme mit Lehm einen großen Vorteil: Durch ihre Aufbaustärken von 4 bis 20 cm oder mehr bieten sie eine große kapillaraktive Masse, die Feuchtigkeit, Wasser transportieren kann und somit Schimmelbildung vorbeugt. Schimmel - der ja gerade durch das Abdichten mit Styropor-, Polystyrol-, Mineralwoll- oder Glaswolldämmstoffen entsteht.

Schilfmatten, Blähton-Leichtlehm, Holz-Leichtlehm

Dabei bieten Hersteller wie Claytec, Cellco (Wärmedämmlehm), Conluto, Pilosith, und andere eine Vielfalt an Natur-Produkten für die Innendämmung, im Alt- und Neubau. Bei der klassischen Variante werden Schilfrohrmatten (z.B. von Hiss Reet) in ein noch nasses Lehmbett mit Tellerdübeln an die bestehende Wand gebracht und mit Lehm verputzt. Es stehen verschiedene Stärken zur Verfügung. Hier sind längere Trockenzeiten einzuplanen. Dies gilt auch für Innendämmungen mit Holz-Leichtlehm, Bims-Leichtlehm oder Blähton-Leichtlehm. Diese Materialien werden erdfeucht bis nass eingebaut. Notwendig ist dazu eine “verlorene“ Holzschalung als Konstruktion. Das Einbauen der Füllung im Nasszustand gewährleistet eine lückenlose Vorsatzschale. So werden Hohlräume vermieden, was besonders im Fachwerkbau wichtig ist, um das Holz nicht durch eingeschlossene Feuchtigkeit zu gefährden.

Leichtlehmsteine

Innendämmung mit Leichtlehmsteinen
Hochmauern der Lehmsteine

Ist weniger Zeit für die Materialtrocknung eingeplant, steht eine Variante zur Verfügung, bei der nur noch eine dünnere Lage Lehmputz und nicht die gesamte Konstruktion trocknen muss: Als Vorsatzschale werden vor die vorhandene Mauer Leichtlehmsteine (ca.700 2DF) mit Lehmmauermörtel hochgemauert. Um einen lückenlosen Verbund mit dem bestehenden Mauerwerk zu erreichen, wird zwischen bestehender Wand und neuer Vorsatzmauer Lehmmörtel oder -putz so dick aufgetragen, dass alle Unebenheiten ausgeglichen sind und keine Hohlräume entstehen können. Die Lehmsteine werden dann in diesen noch nassen Lehm angemauert. Beim Mauern ist auf Vollfugigkeit zu achten. Die Konstruktion kann mit oder ohne Innenschale erfolgen. Die Lehmsteine werden dann direkt mit Lehm verputzt. Mit dieser Innendämmung erreicht man eine große kapillar leitfähige Schicht, die auch in der Lage ist, kurzzeitig auftretendes Tauwasser oder Schlagregeneinfall von außen durch Undichtigkeiten im Fachwerk sicher abzutransportieren.

Holzweichfaserplatten

Holzweichfaserplatte mit aufgetragenen Lehmkleber
Ankleben der Platten an die Wand
Pavadentro Innendämmung

Lehm kombiniert mit Holzweichfaserplatten erlaubt geringe Dämmdicken bei sehr guten Resultaten und ein schnelles Vorankommen in der Verarbeitung. Die Platten (mit oder ohne Nut / Feder) werden in eine noch feuchte Lage aus Lehmputz oder Lehmkleber auf das Mauerwerk geklebt und zusätzlich mit Tellern verdübelt und dann mit vollflächiger Gewebearmierung direkt verputzt. Das Claytec HFD Innendämmplatte ist hier sehr praxisgerecht und bis ins Detail erprobt. Aber auch mit anderen Holzweichfaserplatten wie z.B. Gutex Themoroom ist eine solche Innendämmung realisierbar. Als dekorativer farbiger Lehmfeinputz für Holzweichfaserplatten ist das farbige Yosima Lehm-Designputz-System von Claytec prädestiniert. Es hat eine sehr gute Oberflächenfestigkeit und verleiht den Räumen eine natürliche Ästhetik.

Cellco-Wärmedämmlehm-Platte

Eine weitere Trockenvariante zur Innendämmung bietet die Cellco-Wärmedämmlehm-Platte. Die aus Lehm, expandiertem Kork, Kieselgur und einem Holzvlies hergestellte Platte wird ähnlich wie Holzweichfaserplatten verarbeitet und ist speziell für den Fachwerkbau konzipiert. Sie wird mit Contact-Dämm-Mörtel auf die zu dämmende Wand geklebt und ebenso mit Dämmstoffdübeln befestigt. Anschliessend kann die Platte mit Lehm- oder Kalkputz in zwei Lagen verputzt werden mit eingelegtem Armierungsgewebe. Zur Verfügung stehen Plattenstärken von 40 – 100 mm und damit Aufbaustärken, die den feuchtegehalt der Fachwerkwände optimal regulieren und für ein gutes Raumklima sorgen.

Schüttung

Lehm-Trockenschüttung

Mineralisch umantelte Holzspäne

Diese Schüttung (Claytec) aus kleinen, gepressten Lehmpellets (D = ca. 10 mm, L = 10-20 mm) ist rieselfähig und als Deckenschüttung zur Hohlraumfüllung gedacht. Die Möglichkeit, die Schüttung leicht zu verdichten, ergibt ein hohes Gewicht (ca. 1300 kg/m³) und somit einen guten Schallschutz, sowie ein großes Wärmespeichervermögen. Die Schüttung ist leicht verarbeitbar - es muss lediglich auf ausreichenden Rieselschutz geachtet werden, und sie wird komplett trocken eingebaut. So können Decken oder Böden schnell gefüllt werden. Andere Hersteller wie Ziphoton, verwenden nebst Lehm Leichtzuschläge wie Blähschiefer oder Hanfschäben, Blähton (Pilosith), tonigere Mischungen (ProCrea) oder einfach nur Baulehm und Sand (Agaton / Thermo Natur).